Die älteren Raupen ziehen sich tagsüber und zur Häutung in Raupennester (Gespinste), die bis zu einem Meter lang werden können, am Stamm oder in Astgabelungen von Eichen zurück.

Risikogruppen

  • Erholungssuchende im Wald und an Waldränder
  • Besucher von Freizeitanlagen (z. B. Sportplatz, Schwimmbad, Kinderspielplatz, Campinganlagen, Parkplätze)
  • Direkte Anwohner betroffener Waldgebiete
  • Besitzer von Eichen in Gartenanlagen
  • Spielende Kinder durch unmittelbare Berührung mit den Raupen und ihren Nestern
  • Waldarbeiter und Selbstwerber in befallenen Waldgebieten
  • Brennholzabnehmer
  • Arbeitskräfte von Landschaftspflegebetrieben und Straßenmeistereien
  • Gefahr von Magenschleimhautentzündung bei Tieren über Aufnahme der Brennhaare mit der Nahrung

Vorsichtsmaßnahmen

  • Grundsätzlich die Befallsareale meiden
  • Raupen und Gespinste nicht berühren
  • Sofortiger Kleiderwechsel und Duschbad mit Haarreinigung nach Kontakt mit Raupenhaaren
  • Empfindliche Hautbereiche (z. B. Nacken, Hals, Unterarme) schützen, bei Bekämpfungsmaßnahmen Chemievollschutzanzug und Atemschutz tragen
  • Auf Holzernte- oder Pflegemaßnahmen verzichten, solange Raupennester des Eichenprozessionsspinners erkennbar sind
  • Bekämpfung wegen gesundheitlicher Belastung und spezieller Arbeitstechnik nur von Fachleuten durchführen lassen

Der Eichenprozessionsspinner – Gefahr für Wald und Mensch


Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea L.) kommt an allen Eichen-Arten der Gattung Eiche vor: Stieleiche, Traubeneiche und Roteiche. Er tritt in warm-trockenen Regionen auf und bevorzugt lichte Eichenwälder, Bestandsränder und Einzelbäume in warmtrockenen Regionen auf, in Trockenjahren auch in Massenvermehrungen.

Ein Eichenprozessionsspinner-Weibchen legt durchschnittlich 150 ca. 1 mm große weiße Eier ausschließlich im oberen Kronenbereich von Eichen. Diese werden an dünnen, ein- bis zweijährigen besonnten Eichen-Zweigen in Form länglicher Platten abgelegt. Das Weibchen tarnt diese Gelege mit grauen Afterschuppen und Sekret. Bereits im Herbst entwickelt sich der Embryo, die fertige Jungraupe überwintert im Ei. Anfang Mai schlüpfen die für den Menschen gefährlichen Raupen des Eichenprozessionsspinners. Sie durchlaufen bis zur Verpuppung fünf bis sechs Entwicklungsstadien. Auf der breiten dunklen Rückenlinie liegen samtartig behaarte Felder mit rotbraunen, langbehaarten Warzen. Die Raupen fressen die austreibenden Blätter der Eichen, wobei oft die Mittelrippe zurück bleibt.

Mitte Juni ziehen sich die älteren Raupen tagsüber und zur Häutung in typische, mit Kot und alten Larvenhäuten gefüllte Gespinstnester am Stamm und in Astgabelungen von Eichen zurück. Diese Nester sind bis zu einem Meter lang. Von dort aus begeben sich die Eichenprozessionsspinner-Raupen wie in einer Prozession auf Nahrungssuche. 20 bis 30 ältere Raupen können dabei nebeneinander her wandern und Prozessionen von mehr als 10 m Länge bilden.

Risikofaktoren

Neben den Fraßschäden liegt die eigentliche Schadwirkung des Eichenprozessionsspinners in den gesundheitlichen Auswirkungen der giftigen Raupenhaare auf den Menschen. Die Haare der Raupen führen beim Menschen zu Allergien. Gesundheitliche Beschwerden können während des gesamten Jahres entstehen.

Giftige Raupenhaare

Die Raupenhaare des Eichenprozessionsspinners stellen eine akute gesundheitliche Gefährdung für Menschen dar. Ab dem dritten Larvenstadium wachsen den Raupen sehr feine Brennhaare, die leicht brechen und bei günstiger Witterung durch Luftströmungen über weite Strecken getragen werden. Da die alten Larvenhäute nach der Häutung in den Nestern bleiben, besitzen diese ebenfalls eine hohe Konzentration an Brennhaaren.

Die akute Gefahr ist während der Raupenfraßzeit des Schädlings am größten. Alte Gespinstnester des Eichenprozessionsspinners, ob am Baum haftend oder am Boden liegend, stellen eine anhaltende Gefahrenquelle dar. Da die Raupenhaare eine lange Haltbarkeit besitzen, reichern sie sich über mehrere Jahre in der Umgebung, besonders im Unterholz und im Bodenbewuchs, an. Sie halten sich auch an den Kleidern und Schuhen und lösen bei Berührungen stets neue allergische Reaktionen aus.

Symptome einer Raupen-Dermatitis durch den Eichenprozessionsspinner

Die allergische Reaktion des Immunsystems kann individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Bei betroffenen Personen steigt die Empfindlichkeit und Reaktionsintensität mit der Anzahl der Einzelkontakte von Eichenprozessionsspinner-Brennhaaren stetig an. Zu den Symptomen gehören lokale Hautausschläge (Raupendermatitis), die sich in punktuellen Hautrötungen, leichten Schwellungen, starkem Juckreiz und Brennen äußern. Häufig bilden sich Quaddeln am ganzen Körper. Reizungen an Mund- und Nasenschleimhaut durch Einatmen der Haare können zu Bronchitis, schmerzhaftem Husten und Asthma führen. Begleitend treten Allgemeinsymptome wie Schwindel, Fieber, Müdigkeit und Bindehautentzündung auf. In Einzelfällen neigen überempfindliche Personen zu allergischen Schockreaktionen.

Die Brennhaare der Eichenprozessionsspinner-Raupen haben Widerhaken, sind hohl und enthalten als Brennsubstanz das lösliche Eiweiß Thaumetopoein. Ihre Reizwirkung an Hautstellen und an den Schleimhäuten ist mechanisch, da sie in die Haut eindringen. Zudem wirkt das freigesetzte giftige Protein biochemisch. Besonders betroffen sind dünne Hautpartien im Gesicht, am Hals und an der Innenseite der Ellenbogen.

Bei Auftreten von allergischen Symptomen sollte der behandelnde Arzt oder Hautarzt aufgesucht werden. Der Patient sollte dabei von sich aus auf den Kontakt mit den Raupenhaaren hinweisen.

Mehr Informationen finden Sie in dieser Broschüre

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