Die Jagd mit Nachtsicht-Vorsatzgerät und Wärmebildkamera

Mit Beschluss vom 1.3.2018 ist die Jagd auf Schwarzwild mit Nachtsicht- oder Wärmebild-Vorsatzgeräten nach Antrag und Beauftragung in Baden-Württemberg erlaubt. Seit Juli habe ich nun die Beauftragung und kann in meinem Revier (300 ha Feld/Wiese, 40 ha Wald) mit dieser Technik arbeiten. Die folgenden Zeilen schildern meine subjektiven Eindrücke mit den verschiedenen Geräten.

Angefangen habe ich mit dem sogenannten Spotter – einer Wärmebildkamera, mit der ich bei Ansitz oder Pirsch die Umgebung abglase, um Wild zu erkennen und bestenfalls auch zu bestimmen. Die Anforderungen an ein solches Gerät sind natürlich abhängig von den Revierverhältnissen und den persönlichen Vorlieben – und nicht zuletzt vom finanziellen Einsatz, den man zu  bringen bereit ist. Vom Restlichtverstärker als Beobachtungsgerät rate ich ab, weil das Entdecken von Wild damit auf einen viel kleineren Radius begrenzt und auch auf kürzere Entfernung deutlich schwieriger ist.

Mit einem Spotter alleine kommt man allerdings, vor allem auf der Pirsch im Feldrevier, schnell an seine Grenzen. Was man mit der Wärmebildkamera eindeutig erkennen und lokalisieren kann, scheint beim Blick durchs Zielfernrohr dann plötzlich verschwunden zu sein. Auf die Dauer kann man mit dem Spotter alleine nicht praxisgerecht arbeiten. Ein Umstecken aufs Zielfernrohr ist höchstens auf dem Ansitz möglich, nicht auf der Pirsch.

Folglich muss man in den sauren Apfel beissen und sich ein weiteres, teures Gerät anschaffen – den Shooter, also ein Vorsatzgerät für das Zielfernrohr. Erlaubt sind hier nur sogenannte Dual-Use-Geräte, die auch zur Beobachtung genutzt werden können, reine Zielgeräte sind nach wie vor verboten. Anfangs gab es nur Restlichtverstärker als Vorsatzgeräte auf dem Markt, mittlerweile wird auch das Angebot an leistungsfähigen Wärmebildvorsatzgeräten immer breiter.

Ich habe mit einem Restlichtverstärker als Vorsatzgerät begonnen – beobachtet wird also mit der Wärmebildkamera, geschossen wird dann mit Hilfe des am Zielfernrohr befestigten Restlichtverstärkers, in der Regel mit IR-Zusatzstrahler.

Grundsätzlich gilt – man sollte möglichst mit der kleinsten Vergrößerungsstufe des Zielfernrohres arbeiten – also meist 3. Bei mehr Vergrößerung verrauscht das Bild schnell und wird unscharf. Der Vorteil dieser Technik: Auf Entfernungen bis 100 m ein randscharfes Bild mit vielen Details und ein „gewohntes“ Sehen, denn das Bild ist schwarz-weiss. Hindernisse sind gut zu erkennen. Der Nachteil: Bei Schneefall, Regen und Nebel kann man damit wegen den Reflektionen nicht jagen.

Wir haben Fliessgewässer im Feldrevier und daher häufig Nebel. Dem Wärmebild-Vorsatzgerät macht das nichts aus, damit kann man durch den Nebel schauen. Größter Vorteil aber: ich erkenne nach dem Schuss sofort das Ergebnis und kann mir auch sehr schnell einen Überblick über die Szene verschaffen, ohne das Gewehr aus dem Anschlag nehmen zu müssen. So ist es möglich, nach dem ersten Schuss weitere Ziele aufzunehmen und zu erlegen. Mit dem Restlichtverstärker habe ich mich immer auf ein Stück beschränkt, auch wenn ich eine Rotte angegangen bin – ich will sicher sein, dass das Stück liegt der zumindest einen tödlichen Treffer hat, bevor ich auf ein weiteres Stück schiesse. Das Verfolgen eines getroffenen, flüchtigen Stückes ist mit dieser Technik äusserst mühsam und nicht immer erfolgreich. Ganz anders mit dem Wärmebildvorsatzgerät: Hier erkenne ich sofort, was das beschossene Stück macht und ich sehe auch, wie sich die anderen Sauen der Rotte verhalten. Meist verhoffen die nämlich nach kurzer Flucht und checken erst mal die Lage – und bieten damit dem Schützen die Möglichkeit, mehrere Stücke zu erlegen. Nachteil aus meiner Sicht – die Schussentfernung ist geringer als mit dem Restlichtverstärker, weil die Konturen unschärfer sind und früher verschwimmen. Beim Ansitz im Feld sicher ein Manko, bei der Pirsch hingegen macht sich das nicht bemerkbar, weil man ja üblicherweise recht nahe ans Objekt kommt.

In den ersten Wochen mit dem Restlichtverstärker – ich nutze ein Gerät von Nightlux- habe ich aus den zu Schaden gehenden Rotten immer nur ein Stück erlegt. Mittlerweile habe ich nun das Nitehog Chamäleon und konnte damit vor wenigen Tagen eine einzelne Sau auf 80 m sicher strecken. Gestern Abend erlebte ich nun mein bisheriges Highlight bei nächtlicher Pirsch auf der Wiese: Ich konnte binnen weniger Sekunden vier Sauen aus einer etwa 12-15köpfigen Rotte strecken, weil ich wie oben beschrieben sofort das Ergebnis und das Verhalten der nicht beschossenen Sauen erkennen konnte.

Ergänzung: Das Nitehog ist wiederholsicher, d.h. die Treffpunktlage ändert sich auch bei wiederholtem Anbringen nicht. Ich habe es mehrfach kontrollgeschossen (sinnvoll: Wärmepad auf die Zielscheibe kleben) und hatte auch nach einem Jahr regelmässigen Einsatzes keine Treffpunktabweichung.

Welcher Technik man nun den Vorzug gibt, hängt also von den Revierbedingungen und den persönlichen Vorlieben ab. Nachteil bei allen Varianten ist der Preis. Ich habe deswegen meinen Waffenschrank auf 4 Gewehre ausgedünnt und vom Erlös in die neue Technik investiert.

Wer mehr über die Jagd mit Nachtsicht-Vorsatzgerät und Wärmebildkamera erfahren möchte, besucht einen Vortrag von Max Götzfried  oder schaut mal auf Facebook.

Nachtrag: Von den mitgelieferten 4 vier Akkus wollten zwei nach relativ kurzer Zeit nicht mehr richtig…ich habe mir daraufhin CR123 A Li-ion Akku 16340 mit 3,7 Volt, min.700mAh, typisch 760mAh, max. 820mAh, besorgt. Inzwischen erreichte mich von Max Götzfried und Nitehog der Hinweis, dass die Akkus getauscht würden. Vorbildlicher Service!

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