Wir legen an verschiedenen Stellen im Revier Wildäcker an. Sie verschaffen unserem Wild Deckung und Nahrung und verhindern so, dass die Tiere Schaden an den landwirtschaftlichen Flächen anrichten.

In diesem Maisfeld waren Wildschweine zugange und haben beträchtlichen Schaden angerichtet, für den der Jagdpächter gerade stehen muss.

Diese Weide haben Wildschweine auf der Suche nach tierischem Eiweiss „umgedreht“. Der Bauer kann hier kein Viehfutter mehr mähen.

Fegeschaden an einer Tanne. Er entsteht, wenn Rot- oder Rehwild sein Geweih „verfegt“, d.h. vom Bast befreit. Meist erholen sich die Bäume nicht mehr, es entsteht dem Waldbesitzer Schaden.

Das „Wildbienenhotel“ bietet vielen Insekten Schutz und sorgt dafür, dass eine große Artenvielfalt erhalten bleibt. Das ist wichtig für die Vogelwelt und damit auch für das gesamte Biotop.

Aktiver Vogelschutz gehört ebenso zu den Aufgaben des Jägers wie die Hege mit der Büchse, denn er ist für die gesamte Flora und Fauna in seinem Revier verantwortlich.

Feldholzinseln – sogenannte Remisen – dienen dem Niederwild und vielen Vogelarten als Brut- und Setzplatz und bieten Schutz für Feinden und der Witterung.

Über 70 verschiedene Wildkräuter benötigt der Hase zum Überleben.

Besonders die Bodenbrüter leiden unter der Landwirtschaft und unter dem Druck der Beutegreifer wie Fuchs, Marder, Dachs und Rabenvögel.

Warum wir jagen…

Wie überall, so gilt leider auch bei der Jagd: Es gibt „solche“ und „solche“! Und es gibt vielleicht auch solche, die, wenn sie auf dem Hochsitz klettern, „Machtgefühle“ entwickeln und sich als „Herr über Leben und Tod“ fühlen.

Aber die allermeisten – und zu denen zählen wir uns – sind dieie, für die der Jagdschein der erste Schritt zu einem anderen, bewussteren Umgang mit dem Thema Natur ist, und die in der Jagd ein Stück aktiven Naturschutz sehen. Die in ihren Revieren Biotope anlegen und den Landwirten Flächen abpachten, um darauf Wildäcker anzulegen. Die sich – wie wir hier übrigens auch gerade – bemühen, Verständnis für die Zusammenhänge in der Natur zu wecken, mit Schulklassen zur „Fährtensuche“ ins Revier fahren, sich ständig fortbilden, etc. Leider aber ist es auch hier wie immer im Leben: Die Guten fallen einfach weniger auf.

Die gute Nachricht aber ist: Es gibt wohl kaum eine Interessengruppe, in der soviel diskutiert wird wie bei den Jägern. Über den Sinn und die Ethik verschiedener Jagdmethoden, über das Auftreten in der Öffentlichkeit, über die Umsetzung neuer Erkenntnisse der Wildtier-Biologie im Revier, über gesetzliche Regelungen und vieles mehr.

Warum wird überhaupt gejagt?

Gejagt wird nämlich nicht nur, weil die Jäger Spaß daran haben, sondern weil es gesetzlich vorgeschrieben ist. Denn jeder der Land besitzt (Großgrundbesitzer, Landwirte, Könige, Grafen und Barone, aber auch Schrebergarten-Besitzer, Leute, die irgendwo einen einzelnen Hektar geerbt haben oder einen Mini-Wald besitzen oder eben die Kommunen) muss dafür sorgen, dass sich der Wildbestand in einem für das Gebiet „verträglichen“ Rahmen bewegt. Juristisch gesehen liegt das Jagdrecht nämlich immer bei den Grundbesitzern. Und wenn die nicht dafür sorgen, dass gejagt wird, schickt die Behörde einen Berufsjäger der das erledigt – und zum Abschied eine gepfefferte Rechnung auf den Küchentisch legt!

Nun würde das aber bedeuten, dass jeder Grundstücksbesitzer mit einer Flinte im Garten oder auf dem Feld stehen müsste, um seine gesetzliche Pflicht zu erfüllen. Und weil man das nicht will, gibt es so genannte „Jagdgenossenschaften“. Wenn Sie ein Grundstück außerhalb einer geschlossenen Ortschaft besitzen, werden Sie es wissen: da ist man Zwangsmitglied. Die Jagdgenossenschaft hat einen Vorstand (irgendwer muss ja für die vielen Grundstücksbesitzern sprechen), und der muss dafür sorgen, dass gejagt wird – entweder, indem er aus Reihen der Grundstücksbesitzer jemanden rekrutiert oder indem er das Gebiet verpachtet (das Jagdrecht also an jemanden weitergibt und dafür ein bisschen Geld verdient). Findet er keinen Pächter, hat er ein Problem.

Wieso muss der Wildbestand reguliert werden? Kann die Natur das nicht selbst?

Nein, das kann sie leider nicht mehr (oder nur noch in sehr geringen Ausmaß). Schuld sind wir Menschen. Wir haben nämlich eine Welt geschaffen, in der Rehe, Hirsche und Füchse nicht mehr wirklich viel Platz haben. Wenn Sie mitten im Bayerischen Wald stehen, dann haben Sie vielleicht noch Ruhe – aber wie viele solcher Plätze gibt es noch? Wo finden Sie einen Ort, von dem die nächste Straße oder Autobahn mehr als ein paar hundert Meter entfernt ist? Wo sollen Rehe denn hin, wenn sie da wo sie geboren wurden keinen Platz (auch Rehe vertreiben einander, wenn es ihnen „zu eng“ wird) und keine Nahrung mehr finden? Und wie soll ein am Boden brütender Fasan jemals seine Jungen groß ziehen, wenn es im Revier von Füchsen und Krähen nur so wimmelt?

Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass es bei Wildschweinen und Hirschen heute Inzucht gibt. Früher gab‘s die nicht, heute ja. Warum? Weil es früher keine Autobahn gab, die das Wild daran hinderte frei durch das Land zu streifen. Eine sechsspurige Fahrbahn aber ist für einen Hirsch oder ein Schwein ein unüberwindbares Hindernis. Und die, die es trotzdem versuchen, sterben meist, und mit ihnen auch Menschen. Jährlich verzeichnen Verkehrsstatistiker rund 250.000 Verkehrsunfälle mit Wild (davon 205.000 Rehe, 25.000 Wildschweine, 3.800 Damhirsche und 2.600 Rothirsche). Weit über 100.000 Menschen werden dabei verletzt, einige sterben.

Rehe sind wunderschön und sehr, sehr niedlich – das finden aber nicht alle!

Wenn Sie uns nach unserem ganz persönlichen Lieblingstier fragen, würden wir antworten: das Reh. Natürlich haben wir alle „Bambi“ gesehen (obwohl es verwunderlich ist, dass Bambi am Ende ein Hirschgeweih trägt…). Und ja, seine Eleganz und diese großen Augen sind wundervoll und es gibt kaum etwas niedlicheres, als den Anblick einer Ricke mit ihren Kitzen. Aber was ist das Reh?

  • für Sie als Spaziergänger ein vertrauter und schöner Anblick
  • für den Förster ein potentieller Schädling. Rehe knabbern die jungen Triebe ab, futtern seine Keimlinge und rupfen vom Baum Blätter und Knospen. Außerdem knabbern sie an der Rinde der Bäume herum. Passiert das einmal, ist es nicht schlimm, wird das Bäumchen aber länger beknabbert, stirbt es bald ab. Viele Umweltschützer bezeichnen Rehe als „Waldsterben von unten“.
  • für den Gartenbesitzer sind Rehe sogar die „Pest in Tüten“. Wer Rehe im Garten hat, kann seine Rosen vergessen. Es gibt eine ziemlich erschütternde Alltagsbeobachtung vieler Revierbesitzer: wenn die Rehe im Garten stehen, schreien auch die radikalsten Tierschützer sofort nach dem Jäger und verlangen: „Abschießen“ – selbst wenn gerade Schonzeit ist.
  • für den Baumschulbesitzer sind Rehe vor allem ein Kostenfaktor: Denn um die für ihn wertvollen Kulturen zu schützen, muss er einen langen und teuren Zaun um das Grundstück ziehen.
  • für die Autofahrer sind sie unter Umständen tödlich. Jedes Jahr sterben Menschen durch Wildunfälle.

So kann man munter durch die verschiedenen Tierarten gehen.

  • für Sie als Spaziergänger zum Beispiel sind Wildschweine Tiere, mit dem Sie wahrscheinlich nie was zu tun bekommen, die aber Ihrem Hund sehr gefährlich werden können.
  • dem Förster sind die Sauen eigentlich ganz lieb, weil sie den Boden aufwühlen und so durchlüften.
  • dem Landwirt sind sie ein absoluter Dorn im Auge, weil Sauen den Boden in einem Tempo durchwühlen, dass einem ganz schwindelig wird. Pro Sau rund 150 Quadratmeter bis zu einem halben Meter tief – das ist der Tagesdurchschnitt. Sauen hinterlassen in Wiesen (in denen sie Würmer, Larven und Früchte suchen) riesige Kuhlen. Wird gemäht, kracht entweder der Trecker oder das Mähwerk da rein – und das kostet!
  • für den Amtstierarzt und die Behörden sind Wildschweine vor allem die Überträger der Schweinepest und anderer Krankheiten.
  • für den Revierinhaber sind Sauen ein Problem, weil sie sich vermehren „wie die Kaninchen“ und jeder Landwirt und jeder Gartenbesitzer anruft, einen so genannten „Wildschaden“ anmeldet und ihn zur Kasse bitten will.

Es ist vollkommen egal, ob Sie mit Naturschutz-Verbänden, Jägerschaften oder Tierschutz-Organisationen sprechen: Die einen sind so verbohrt wie die anderen, die Fronten auf allen Seiten verhärtet, keiner springt über seinen Schatten, fast jeder beharrt auf seiner Position. Da kann nur der Einzelne seinen Weg gehen und es versuchen, es besser zu machen. Und wenn wir den Fall mal auf die „Jägerschaft“ runter brechen: Im Grund geht es bei allem Ärger gar nicht um die Jagd an sich, sondern um einzelne Jäger, die sich einfach bescheuert benehmen und damit alle mitreissen.

Lassen Sie uns reden, Meinungen austauschen und Dinge erklären. Wir machen nicht alles richtig, aber wir bemühen uns, Vieles gut zu machen. Wenn wir lernen können – wir sind offen.

»Na, das klingt ja alles super! Doch wie hegt und pflegt der Jäger?«

Kurz vorweg: Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Arten von Jägern: Die, die ein Revier haben oder an einem Revier beteiligt sind, und die, bei denen das nicht der Fall ist. Sie sind auf Einladungen von Revierbesitzern angewiesen oder haben die Möglichkeit irgendwo gegen Geld zu jagen. Das ist ungefähr so, als würden Sie ein Haus mieten. Sie zahlen die Miete, haben sonst aber keine Verpflichtungen. Wenn was kaputt ist, melden Sie es dem Vermieter….

Die Revierpächter sind die Hausbesitzer unter den Jägern: Über den Pachtvertrag haben sie das Recht erworben, in einem gewissen Gebiet zu jagen und so – bitte entschuldigen Sie den etwas formalen Ausdruck – „das Wild zu nutzen“. Außerdem ist er gesetzlich zur Hege verpflichtet. Im Juristen-Deutsch klingt das dann so: »Die Hege hat die Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepassten, artenreichen und gesunden Wildbestandes, sowie die Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen zum Ziel.« Auf deutsch: Nicht zu viel, nicht zu wenig, dafür aber von allem etwas. Und das ist mitunter nicht einfach.

Wussten Sie, dass ein Feldhase um die 70 verschiedene Kräuter braucht, um sich anständig zu ernähren? Leider findet er die in der heutigen Natur nicht (wenn Sie mal auf einem abgeernteten Maisfeld gestanden und sich den absolut unkrautfreien Boden angeschaut haben, dann wissen Sie was Frust ist). Also pflanzen gute Revierinhaber auf so genannten „Wildäckern“ und Randstreifen spezielle Kräutermischungen an.

Alle Vögel fliegen durch die Luft, viele von ihnen aber bauen ihre Nester am Boden: Kiebitze, Bekassinen, Wachteln, Fasane, Wiesenpieper, Steinschmätzer, Lerchen, Weihen und etliche andere Vögel gehören zu den so genannten Bodenbrütern. Hat es im Revier viele Füchse, Dachse, Marder und Rabenvögel, haben sie keine Chance, ihre Jungen gross zu ziehen. Also bejagen die Jäger das Raubwild (übrigens eine irre zeitaufwendige und anstrengende Arbeit) und pflanzen Knicks oder Sonnenblumenfelder, in denen diese Vögel Deckung und damit Sicherheit finden. Es macht nämlich nur sehr, sehr wenig Sinn, Millionen Euro in Schutzprogramme für gefährdete Greifvögeln zu stecken, um deren Eier dann von Füchsen räubern zu lassen.

Nicht alle Menschen mögen Rehe und Hirsche: Förstern zum Beispiel vergeht die Liebe zu Bambi & Co. genau in dem Moment, wo er um seine jungen Bäume fürchten muss. Doch wie kann man die Tiere daran hindern, die Bäumchen an- oder gar abzuknabbern? Zum Beispiel, in dem man ihnen andere Flächen bietet, wo sie futtern können, zum Beispiel Wildäcker. Und nein, Sie haben Recht, das macht der Jäger nicht ganz uneigennützig und nur aus reiner Liebe zur Natur: Wildschweinen, Rehen oder Hirschen nämlich kann man keinen Strafzettel für Sachbeschädigung schicken. Deshalb hat der Gesetzgeber den Begriff des „Wildschadens“ gefunden. Richtet Wild Schaden an, muss es jemand bezahlen – und das ist in der Regel der Jäger (schließlich hätte der ja dafür sorgen können, dass die Schweine nachts nicht den frisch bestellten Acker umpflügen…).

Es gibt zwar noch ein paar andere Hegemassnahmen, aber wir denken, dass unsere Botschaft rüber gekommen ist: Jäger ballern nicht nur wild in der Gegend herum, ängstigen kleine Rehe und benehmen sich wie die Hausmeister im Wald – in einem guten Revier tut der Jäger eine Menge für die Natur. Dabei hockt er mitunter auf den Stühlen zwischen Landwirt, Förster, Naturschützer und Hardcore-Tierfreunde und hat das Problem, dass er sich von allen missverstanden fühlt und ihn keiner lieb zu haben scheint. Aber vielleicht ändert sich das ja mal …

 

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